Samstag, 13. Mai 2017
Reisebericht 2: Botswana
Backpacking Botswana



Nach Namibia hat mich mein Weg weiter nach Botswana geführt. Wer ein Abenteuer möchte, der ist hier genau richtig. Alles ist hier viel ursprünglicher, viel exotischer, einfach gesagt: viel mehr Afrika. Nachdem ich in Namibia einer unter vielen Weißen war, habe ich während meines Aufenthalts in Botswana vielleicht insgesamt 4 Weiße gesehen. Das hat man auch im persönlichen Kontakt mit den Leuten hier gemerkt… Kleinkinder haben die Augen weit aufgerissen oder wollten mich anfassen, Schulkinder haben mich nach gemeinsamen Fotos gefragt oder viele Leute wollten mir einfach nur „Hallo, wie geht’s?“ sagen oder mir die Hand schütteln. Diese Aufmerksamkeit ist natürlich schön, aber nach einer gewissen Zeit auch anstrengend. Nichtsdestotrotz habe ich diese Woche sehr genossen, denn das richtige Abenteuer hat schon am ersten Tag begonnen.

Anreise: Man muss sich gleich daran gewöhnen, dass die touristische Infrastruktur nur teilweise vorhanden ist. Ich will von Windhoek nach Maun ins Okavango-Delta reisen, doch gibt es hier keine direkte Verbindung. Daher: Früh um 5.00 Uhr aufstehen, Bus um 6.00 Uhr nach Gaborone (Hauptstadt Botswana) nehmen. An der großen Kreuzung (Norden: nach Maun; Süden: nach Gaborone) aussteigen. Es ist nun ca. 14 Uhr. Die Omi, die mit einem ausgestiegen ist, anreden, wie es nun weitergeht. Diese hüpft vor das nächste Auto, um es anzuhalten. Alle Mann rein ins Auto und weiter nach Ghandzi. Hier soll ein Bus fahren, doch der letzte nach Maun ist schon weg. Daher: an die Hauptstraße stellen, sich mit anderen Trampern anfreunden und zusammen ein Auto anhalten. Dieses fährt weiter nach Sehithwa. Dort mit meinen neuen Tramper-Freunden auf den Bus nach Maun warten. Nach 13 Stunden endlich im Hostel. Doch: noch nie so schlecht geschlafen. Nachts um 1 Uhr fangen alle Hunde in der kompletten Nachbarschaft an zu bellen - ohne ersichtlichen Grund. Hmm, was ist los?! Irgendein wildes Tier?! Irgendein anderer Eindringling?! Leider geht das Zelt nicht abschließen und der Hostel-eigene Hund antwortet nicht, was denn nun los sei. Daher Hund genommen und vor meinem Zelt verstaut, um wenigstens noch ein wenig schlafen zu können. Am nächsten Tag: Hund noch vorm Zelt und Philipp noch am Leben. Ich werde wohl nie erfahren, was los war.

Okavango-Trip: Diese ganze Odyssee habe ich auf mich genommen, um in das schöne Okavango-Delta zu reisen. Leider hat mich hier das gleiche Schicksal getroffen wie in Windhoek – das Problem des nebensaisonalen Alleinreisenden. Das Old Bridge Hostel in Maun ist wohl wie das Chameleon Backpackers in Windhoek um Kontakte schließen zu können und gemeinsame Trips zu planen, doch wieder war ich nicht im „richtigen“ Hostel. Oder doch?! Denn ich hatte sehr viel Glück im Unglück. Mein Hostel, das Motsebe Backpackers, hat Kontakte zu einem Reiseführer, der mehr „individuelle“ Trips ins Delta organisiert. Für ca. 160€ habe ich einen 2-Tages-Trip gebucht, was im ersten Augenblick teuer klingt, doch inklusive 2 persönlichen Guides, Essen und Übernachtung auf keinen Fall zu viel war. Daher ging es am nächsten Tag los und als wir am Delta ankamen, habe ich schon die erste Elefantenkolonie getroffen. Mit einem Mokoro (traditionelles Kanu) ging es dann auf eine Insel im Delta, wo wir unser Zeltlager aufschlugen. Diese 2 Tage in allen Details zu beschreiben würde zu weit führen, aber es waren und sind unvergessliche Erinnerungen: Ausflüge zu Fuß in den Busch, Sonnenuntergang im Delta, Essen und traditionelle Musik am Lagerfeuer. Und vor allem eine Nacht im Busch mit allen Tieren und Geräuschen, groß und klein, um einen herum. Vielen Dank an alle Beteiligten :) (Guide zu Philipp: „Watch out for black mambas. If you stepped on one, goodbye”. Beruhigend, nicht?!)

Mit dem Mokoro ins Delta


Unser bescheidenes Camp


Unser bescheidenes Camp


Sonnenuntergang im Busch


Safari im Delta


Safari im Delta


Gaborone: In Gaborone übernachtete ich wieder bei Couchsurfern und das war auch so ziemlich das Spannendste, was Gaborone zu bieten hatte. Highlight in Gaborone war der Aufstieg auf den Mount Khale mit Pavianen und wunderschönem Ausblick über die Stadt und das Umland. Die Stadt selbst ist nicht besonders sehenswert, aber immerhin hätte ich den botswanischen Minister für Tourismus sehen können, wenn ich mich angemeldet hätte. Das ist eben der Vorteil von einem kleinen Land, das so viel zu bieten hat aber nur so wenige sehen wollen (leider). Also, auf geht’s ins Abenteuer und ab nach Botswana.

Mt Kago vor dem Wahrzeichen Gaborone: Die 3 Chiefs


Auf Mount Khali


Für die Show


Mir kam es so vor als bin ich Afrika, den Leuten und der Kultur hier so viel näher gekommen als bisher. Unwahrscheinlich hilfsbereite Menschen bevölkern dieses Land und wenn man sich Zeit nimmt und mit den Leuten spricht, dann erkennt man (oder sollte es schon wissen): Rassismus ist die irrsinnigste Erfindung der Menschheit. Und wer anderer Meinung ist, der sollte hierher kommen. Ich denke nicht, dass sich in Deutschland jemand 15 Minuten die Zeit nimmt, um mich zum Sammeltaxi zu bringen, nur weil ich nicht weiß, wo es abfährt und zu mir sagt: „Mein Sohn, du zahlst auf keinen Fall mehr als 3,50 Pula. Sag das dem Fahrer sofort. Ich will nicht, dass du über’s Ohr gehauen wirst.“ Oder die junge Frau, die hinter mir stand als ich mir meinen Zeh aufgerissen habe und mich sofort verarztete. Auch habe ich während einer 10-stündigen Busfahrt aus Botswana heraus viel erfahren, wie zum Beispiel, dass ich für 12 Kühe die Tochter einer meiner Mitreisenden haben könnte (aber es müssten schon deutsche Kühe sein) oder dass jede ältere Frau hier Mama genannt wird, egal von wem. Also, danke Mama, für diese Erkenntnis ;) Selten habe ich während einer Busfahrt so viel gelacht und da macht es auch nichts, wenn man mal 5 Stunden auf den Bus wartet, bevor er abfährt. Also, danke Botswana!! Ari zama eh.

"Mama"


Schönes Botswana

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