Mittwoch, 31. Mai 2017
Reisebericht 3: Südafrika Teil 1
Backpacking Südafrika

Leute haben mich gewarnt, ja, mir versucht es auszureden, aber ich war mal wieder schlauer als alle anderen und das hatte ich nun davon. Pretoria war doch schön und alles war sicher, zumindest schien es so und egal was Leute über Johannesburg sagen mögen, so schlimm wird es wohl nicht sein. Denkste, nach 5 Minuten schon am Automaten meine Kreditkarte losgeworden. Man soll wirklich auf sein Bauchgefühl hören und wenn man denkt, dass der Hintermann zu nah ist, dann ist er wohl auch zu nah. Na ja, den ganzen Tag auf dem Polizeirevier verbracht, um eine Anzeige aufzugeben, aber zumindest die Karte gleich sperren können. Eigentlich wollte ich mir Johannesburg anschauen, aber nach dem Erlebnis habe ich mich im Hostel verkrochen und am nächsten Tag ging es gleich weiter, ohne noch einen Fuß in diese Stadt gesetzt zu haben. Zumindest konnte ich davor in Pretoria Nelson Mandela treffen ;)

In Pretoria


Sowieso muss ich sagen, dass mich dieser bemerkenswerte Mann die ganze Zeit über begleitet hat und obwohl er schon seit fast 4 Jahren tot ist, ist er dennoch allgegenwärtig – und das wohl zu Recht. Die ganze Zeit sind wir auf seinen Spuren gewandelt und konnten sehen, wie er das Land verändert hat, aber auch, wie viel Arbeit noch auf dieses wunderschöne Land wartet. (Bitte lest mehr über Nelson, über seine Ideen und sein Wirken, denn was er vollbracht hat, vermögen wohl nur wenige. Vor allem ohne jedes Gefühl von Rache!)

Von Johannesburg aus ging es direkt zum Flughafen, um meinen alten Kumpel Florian abzuholen, denn der Roadtrip durch Südafrika sollte von nun an zu zweit weitergehen. Falls ihr Flo noch nicht kennt, das ist er:



Zusammen haben wir das Auto abgeholt und es ging weiter in den Krüger Nationalpark. Manchmal haben Leute Recht (wie mit Johannesburg), aber manchmal liegen sie auch weit daneben. Ich habe gehört, dass es zu dieser Zeit des Jahres kaum möglich sein wird viele Tiere zu sehen, aber nach genau 2 Stunden hatten wir die Big 5 schon gesichtet…

1. Nashorn


2. Löwe


3. Leopard


4. Büffel


5. Elefant


… und dazu noch viele viele mehr. Unglaubliche Szenen haben sich in diesem Park abgespielt: Wie ein Nashorn fast ein Auto rammt (Foto 1); wie vor und hinter unserem Auto eine Herde Elefanten in einer Distanz von 2 m vorbeistürmt, dass man wirklich dachte, jetzt wäre es vorbei (ähnlich Foto 5); wie eine Gruppe Hyänen versucht einen Leoparden am Schwanz vom Baum zu ziehen, um an seine Beute zu kommen (Foto 3). Wie gesagt, unglaublich!

Dann ging es weiter durch unzählige Formen von Landschaften, eine schöner als die andere. Manchmal fühlt man sich wie in der Toskana, manchmal wie im brasilianischen Regenwald, manchmal wie in den Hügeln der Highlands. Obwohl wir so viele Stunden im Auto verbrachten und es manchmal wirklich anstrengend war, hat die Landschaft jedes Mal entlohnt und man hat gewusst, warum man diese Anstrengungen unternimmt.

Blyde River Canyon


Roadtrip schlaucht


Port Saint Johns


Über Durban ging es immer an der Wild Coast entlang. Dieser Küstenabschnitt am Eastern Cape wurde uns sehr empfohlen, da man hier noch das natürliche, ursprüngliche Afrika sehen kann. Es war so und die Naturschönheiten haben auch hier wieder entlohnt. Doch nach einer Zeit erkannten wir, was die Wild Coast und das gesamte Eastern Cape wohl wirklich ist, nämlich das schwarze, bitterarme und vergessene Afrika. Den Unterschied werdet ihr dann in meinem zweiten Reisebericht über Südafrika lesen können. Die Wild Coast brachte uns ins ehemalige Homeland Transkei (falls ihr es nicht wisst, bitte die Begriffe Apartheid und Homeland nachschlagen) und wir konnten sehen, was das rassistische Apartheid-System über Jahrzehnte angerichtet hat und wie viele Jahrzehnte es wohl noch dauern wird, um das zu überwinden. Nicht nur ökonomisch, sondern vor allem humanitär. Nachdem es leider 3 Tage durchgeregnet hat, sind wir auf den Straßen, die nicht einmal mit deutschen Feldwegen zu vergleichen sind, von einem Schlagloch ins andere geschlittert (und wenn ich sage geschlittert, dann meine ich auch geschlittert).
Leute kamen uns im strömenden Regen entgegen, oft mit löchrigen Hosen und Hemden mitten im Nirgendwo, oft auch in der Nacht. Was wollten sie da, wo wollten sie hin?! Kaum Supermärkte, keine Krankenhäuser, manchmal noch nicht mal Strom. Und das soll das ökonomisch prosperierende Südafrika sein, das den ganzen Kontinent am Laufen hält?! Und das Ganze in der Region, aus der Nelson Mandela stammt?! Dann möchte man sich gar nicht vorstellen, wie es in anderen Teilen Afrikas ausschaut.

Transkei


Transkei


Transkei


Doch trotz der Schlaglöcher, dem Wetter und den manchmal unachtsamen Fahrern: das Auto hielt komischerweise (manchmal auch Dank des hervorragenden Geschicks unseres Florians, der mit Draht und viel Mühe abgefallene Teile wieder an unserem Leihwagen anbrachte oder auch mal selbst in den Schlamm fiel, um andere Verkehrsteilnehmer aus dem Morast zu schieben).

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