Samstag, 3. Juni 2017
Reisebericht 4: Südafrika Teil 2
Backpacking Südafrika

Als wir an East London vorbeifuhren und uns unseren Weg weiter zum Western Cape bahnten, dämmerte es uns schon langsam. Die Bestätigung bekamen wir dann nach Port Elizabeth. Von nun an handelte es sich um das andere Südafrika – entwickelt, reich und … sehr sehr weiß. Die Strandhäuser: brachial; die Autos: ich kann mir sowas nicht leisten; die Straßen: ein Traum. Wir fühlten uns wie in einem anderen Land und wer beide Teile gesehen hat, der kommt nicht umhin zu fragen, wie ein Land/eine Regierung und besonders eine Bevölkerungsgruppe (damit meine ich die weiße Population) so etwas zulassen kann, aber die Apartheid hatte ganze Arbeit geleistet. Kommt man sich nicht blöd vor, wenn man die Fenster seiner Villa öffnet und direkt auf ein Township schaut, während der schwarze Gärtner meinen Rasen mäht (kein Witz, wirklich so gesehen)?! Im Verlauf der gesamten Reise schüttelten wir nicht nur einmal die Köpfe. Man wünscht dem Land einfach nur, dass es diese Lücke zwischen arm und reich, schwarz und weiß irgendwann schließen kann. Denn selbst wir dachten uns, dass man sich als Schwarzer in diesem Land benachteiligt fühlen MUSS. Aber etwas Gutes hatte es, nämlich, dass wir uns nicht mehr sehr umstellen mussten, denn ab nun wurde es sehr westlich und gewohnt. Daher ist das Western Cape auch ein absolutes Muss für Leute, die zwar gerne auch mal weit reisen, aber sich nicht so gerne aus ihrer Komfortzone wagen. Denn die Natur ist hüben wie drüben atemberaubend.

Unseren ersten Stopp machten wir nahe Port Elizabeth in Jeffrey’s Bay oder kurz in J-Bay (ausgesprochen: Jay-Bay). Hier erlebte ich einen der unglaublichsten Sonnenuntergänge meines Lebens. Sowieso hat dieser Ort etwas sehr Schönes an sich, das man nicht beschreiben kann, aber ich denke, anhand der Fotos kann man das sehr gut erkennen. Deshalb und aufgrund der sogenannten Supertubes ist Jay-Bay einer DER Surf-Spots der Welt. Wer mag’s glauben?! Wir haben sogar Australier getroffen, die zu diesem Ort gepilgert sind. Daher war ein Surf-Kurs natürlich Pflicht. Mein Resümee: Kann man machen, muss man aber nicht. Na ja, wirklich gesurft bin ich ja eh nicht, sondern mehr ins Wasser gefallen.

J-Bay


J-Bay Panorama


J-Bay Sonnenuntergang


Schaut jetzt nicht so relaxt aus, war es auch nicht!


Bei der Heilerin im Township J-Bay


Dann ging es immer an der Garden Route entlang. Eingefleischte Globetrotter werden über den Namen bestimmt schon gestolpert sein. Hierbei handelt es sich um eine Route entlang der Küste, die durch außergewöhnliche Naturschönheiten glänzt. So war es und so ist es. Daher machten wir auch einen nächsten Stopp im Tsitsikamma-Nationalpark. Hier erwartete mich etwas, das ich schon immer mal machen wollte, aber nun ja, es verlangt ganz schön Mut. Flo überredete mich letztendlich und da stand ich nun auf der Bloukrans Brücke, der Brücke mit dem höchsten Bungee-Jump auf der Südhalbkugel. Respekt vor dem Sprung trifft es nicht so wirklich, eher Verzweiflung bis blanke Panik. Ich erspare euch die lange Version, denn die hat Florian „Gott sei Dank“ komplett auf Video aufgenommen. Das könnt ihr euch dann mal zu Hause anschauen. Aber nachdem sie mich bis zur Kante vortragen mussten, da ich sonst nicht gegangen wäre, brauchte es noch 5 Minuten Überredungskunst und einen kleinen Stoß bis ich 216 m kopfüber in die Schlucht stürzte. Resümee hier: Ich bin stolz auf mich, dass ich es gemacht habe, aber ich werde es nie nie nie nie wieder machen. Solche Angst hatte ich noch nicht oft gehabt.

Hier ging's runter. Seht ihr den LKW auf der Brücke?


Kurz davor. Es ging mir schon nicht mehr ganz so gut


Tsitsikamma-Nationalpark


Das eigentliche Highlight im Nationalpark war unser Hostel, das Wild Spirit Hostel. Ich bin noch nie aus einem Hostel abgereist und habe dabei tatsächlich etwas gelernt… Ein Kommunenleben mitten im Wald mit der ca. 70-Jährigen Besitzerin Jenny, die gerne die Erfahrungen ihres Lebens teilt. Bitte geht selbst mal dorthin, denn ihr werdet etwas mitnehmen, was euch bereichern wird, euch zumindest ins Grübeln bringt. Danke Jenny für eine tolle Zeit und wir werden das was wir gelernt haben auch mit auf unseren Weg nehmen.

Wild Spirit Hostel


Weiter ging es über das Kap Agulhas (das südlichste Ende Afrikas) und das Kap der guten Hoffnung bis nach Kapstadt, das lang ersehnte Ziel unserer Südafrikareise.

Am Kap Agulhas (südlichster Punkt Afrikas und Treffpunkt von 2 Ozeanen)


Am Kap der guten Hoffnung


Für meinen Neffen, der Tiere so mag. Die Kap-Pinguine


In Hermanus (Küstenstadt zwischen den beiden Kaps)


Jeder der mich kennt, der weiß, dass Rio de Janeiro meine absolute Traumstadt ist. Doch ich muss sagen, dass Rio sehr große Konkurrenz bekommen hat, denn Kapstadt ist ein Sehnsuchtsort. Und man entdeckt schon die ein oder andere Parallele zu Rio: Die Natur, egal wo man hinschaut; das Wasser; die Sonne; Party; Geschichte; alle Hautfarben vertreten; einfach eine Stadt, in der man auch nach 6 Tagen noch lange nicht alles das gesehen hat, was man wollte. Was haben wir gemacht?! Viel, sehr viel! Tafelberg bestiegen (Muskelkater inklusive), Weinprobe in den umliegenden Weinbergen (mit absolut bester Begleitung :) ), Stadtrundfahrt, die Geschichte der Apartheid nachvollzogen und besser begriffen, eine Sonnenuntergangstour auf einer Yacht inklusive Champagner (und da war es wieder, das dekadente Südafrika, diesmal in Form zweier deutscher Touristen), und vieles mehr. Dennoch war auch nach diesen 6 Tagen noch so viel auf der To-Do-Liste. Kapstadt, ich muss sagen, ich habe mich wie viele andere vor mir in dich verliebt. Ohne mit der Wimper zu zucken würde ich dorthin ziehen. Mal schauen, mal schauen… ;) Kapstadt, auf bald!

Kapstadt


Nach dem Aufstieg auf den Tafelberg


Bo-Kaap mit Lion's Head


Stiller Protest gegen die Apartheid


Weinprobe mit der besten Begleitung


Auf der Yacht


Kapstadt vom Wasser aus


Sonnenuntergang vor Kapstadt

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