Reisebericht 11: Australien Teil 1
Backpacking Australien

Sydney oder Melbourne, Melbourne oder Sydney? Das ist wohl die Frage, die die Menschheit seit Beginn der Zeitrechnung quält, zumindest, wenn es nach Australiern geht. Denn während meines Aufenthalts in Australien wurde mir diese Frage mehr als ein dutzendmal gestellt. Natürlich traut man sich nicht, in der jeweiligen Stadt auch nur ein Fünkchen Kritik an dieser zu üben, nicht dass Leute noch auf den Gedanken kämen, man fände die andere besser. Aber nach jeweils einer Woche in Sydney UND Melbourne, traue ich mich nun die nackte Wahrheit in diesem Blog zu veröffentlichen. Daher mag die Antwort jetzt überraschen, doch die Wahrheit lautet: sowohl als auch. Beide Städte haben negative und positive Seiten. Um ehrlich zu sein mehr positive, denn Australien ist ja nicht umsonst der Traum so vieler Backpacker und Auswanderer. Denn es stimmt, Australien ist wunderschön und eine Reise wert, sehr wert sogar. Leider ist es auch weit weg, dass man diese Reise vielleicht nur einmal auf sich nimmt. Aber nun zu den Tatsachen…

Sydney:
Was die Stadt wohl am besten beschreibt ist Wasser. Auf dem Wasser, im Wasser, über dem Wasser, neben dem Wasser, beim Wasser, das ganze Leben in Sydney dreht sich um Wasser. Und das macht die Stadt auch besonders schön, denn nirgendwo spielen die Bucht, die Strände und natürlich das dazugehörige Wasser wahrscheinlich so eine große Rolle wie hier. Daher ist man, obwohl mitten in der Stadt, nie wirklich weit von Natur, Klippen und Stränden entfernt. Einfach spektakulär, was sich an vielen Ufern für Ausblicke über die Skyline bieten. Ein Paradies für Fotografen und all diejenigen, die es noch werden wollen. Man nimmt einfach eine der vielen Fähren am Dock und setzt zum gegenüberliegenden Ufer über. Da hat man es dann: den schönsten Ausblick über die Harbour Bridge, das Opernhaus und die Skyline. Das alles nur eine 15-Minuten-Fahrt mit der Fähre entfernt, am Cremorne Point. Aber egal, ob man sich nun auf der Fähre nach Manly oder Watson Bay (Stadtteile), auf der Harbour Bridge, am Dock oder am Mrs Macquarie’s Chair (Aussichtspunkt) befindet: einfach atemberaubend und fantastisch, anders sind die Ausblicke nicht zu beschreiben. Alleine dafür lohnt es sich schon eine Woche in der City zu bleiben und nach einzigartigen und beeindruckenden Aussichtspunkten zu suchen. Genau das habe ich auch getan. Irgendwie erfindet sich die Stadt immer wieder neu und man bekommt ständig andere Blickwinkel und Aussichten über das Epizentrum Australiens. Besonders spektakulär ist es natürlich, wenn sich der Himmel dazu am Abend noch in anderen Farben zeigt. Aber ich denke, ihr habt es schon verstanden: Ich habe es geliebt.

Harbour Bridge, auf der Fähre


Skyline von Manly aus


Am Cremorne Point


Auf der Harbour Bridge


Am Mrs Macquarie’s Chair


Danke vor allem auch an eine langjährige Freundin von mir aus Studienzeiten. Ohne dich, Julia, hätte ich wahrscheinlich nur die Hälfte der Stadt gesehen und irgendwann ist es immer das erste Mal für Austern, richtig?! :D

Austernessen


Julia kennt die Stadt wohl wie kein zweiter, aber wenn man dort aufwächst, hat man auch ganz andere Tipps als so ein komischer Marco-Polo-Reiseführer. Zusammen ging es auch 3x auf die Piste. Besonders das legendäre Pub Quiz im Irish Pub wird unvergessen bleiben. R.I.P Freddy Mercury, aber mehr davon gleich.

Mit Julia unterwegs


Zurück zum Text… Man hat in Sydney so viel zu tun und zu unternehmen. Vor allem wenn man Natur mag. Für mich ging es deswegen jeden Tag auf eine andere Route um die Stadt. Dabei kann man freilich was ganz gut in Sydney machen?! Sonnenbaden, richtig! Aber nicht nur die unzähligen Strände haben es mir angetan. Auch die vielen Klippen zwischen Bondi und Cogee oder nahe Manly habe ich nicht nur einmal bestiegen. Und wenn man, so wie ich, ganz viel Glück hat und es die richtige Saison ist, kann man auch Wale beim Vorbeiziehen beobachten. Sie waren zwar sehr weit draußen im Ozean, aber die Fontäne zu sehen und zu wissen, dass sie da sind, ist es schon alleine wert.

Am Bondi Beach


Warten auf DIE Welle


Cogee Walk


Cool, oder?


Whale Watching; seht ihr die Fontäne?!


Und nun zu Freddy Mercury. Diese Antwort hat mir beim Pub Quiz eine geführte Ein-Tages-Tour zu den im Hinterland von Sydney gelegenen Blue Mountains im Wert von 90$ beschert. Glück muss man eben haben. Zwei Tage später war ich schon auf meiner Bustour und wanderte zusammen mit anderen Touristen die Schluchten rauf und runter. Dazu ein bekiffter Reiseführer und Kängurus, was kann es Schöneres geben?

Känguru mit Baby (auf australisch: Joey)


Three Sisters in den Blue Mountains


In den Blue Mountains


Ihr seht, Sydney hat es mir wirklich angetan.


Melbourne:
Nicht umsonst wird Melbourne von vielen Australiern, die ich getroffen habe mit Berlin verglichen. Ganz so krass wie in Berlin geht es hier zwar noch nicht zu, aber vor allem wird die deutsche Hauptstadt als Vorbild für die Kunst- und alternative Szene genommen. Second-Hand-Shopping im alternativen Viertel von Fitzroy gehört daher zum Pflichtprogramm und auch für mich ging es durch die kleinen coolen Läden mit einem T-Shirt und einer kurzen Hose als Ergebnis. Wie Berlin eben.

Kunst


Hier entsteht gerade Kunst


Mehr Kunst in Form von Musik und Müll


Deswegen kann sich wohl jeder vorstellen, dass Melbourne im kompletten Gegensatz zu Sydney steht, wo sich die Leute auf den Namen und die Bekanntheit ihrer Stadt schon sehr viel einbilden. Doch aus diesem Grund sind die Leute in Melbourne um Welten zugänglicher und freundlicher als in Sydney. Ein verächtliches „Prestigious“ (Prestigeträchtig) hatten die Melbournians mehrmals für die Sydneysider während meines Aufenthalts übrig. Aber die Zugänglichkeit der Menschen in Melbourne war schon einmal ein großer Pluspunkt und eigentlich das, was ich in Sydney vermisst habe. Denn ein weithin verbreitetes Vorurteil über Australier ist doch, dass sie sehr freundlich sind, oder nicht?! In Melbourne kann ich das absolut bestätigen. Und am freundlichsten war wohl mein Kumpel Scott, den ich in Tokio kennengelernt hatte. Ein Japanisch-Lehrer, der mir gerne seine Stadt und alles Wichtige in und um Melbourne gezeigt hat. Und obwohl er mich kaum kannte, lud er mich direkt auf einen Roadtrip zur Great Ocean Road ein. Na okay, vielleicht habe ich auch ein wenig genervt, dass der Trip dorthin so teuer wäre und ich als armer Backpacker wahrscheinlich nicht die Möglichkeit hätte die Naturschönheiten von Victoria (Region von Melbourne) zu sehen und so weiter und so fort. Egal was es war, am Wochenende ging es an den Ozean. Und was an der Great Ocean Road nun so great ist?! Na ja, einfach alles. Die ganze Küste erinnert sehr an die Algarve in Südportugal mit ihren Felsformationen und dem schönen Meer, nur noch etwas beeindruckender und greater in Australien eben. Die Zwölf Apostel sind dabei ein absolutes Muss und so verbrachten wir den kompletten Tag mit dem Bestaunen von Felsen (eigentlich mehr ich, denn Scott kannte ja schon alles). Aber ein herzlichstes Dankeschön an meinen lieben Pokemon-Freund Scott aus Melbourne.

Roadtrip


Felsen an der Great Ocean Road


Zwölf Apostel


Und weil wir uns so gut verstanden, ging es am nächsten Tag gleich nochmal los zum anderen Küstenabschnitt in ein Koala-Reservat und auf die Phillip Island zum Pinguin-Schauen. Die allabendliche Pinguin-Parade ist ein Highlight für jeden Touri, der mit zig anderen Touris Pinguine vom Wasser zu den Brutplätzen watscheln sehen möchte. Tribünen für den gemeinen Touri zum besseren Sehen natürlich vorhanden. Auch wenn es jetzt ein wenig ironisch klingt war es nichtsdestotrotz richtig lustig.

Scott und ich auf Phillip Island


Koala


Idioten gibt es überall


Leider muss man für diese ganzen Abenteuer immer ein Auto benutzen. Das ist dann wohl auch der große Minuspunkt verglichen mit Sydney, dass man für die großartige Natur doch ein wenig mobil sein muss. In Sydney gibt’s das inklusive.

Ein wenig Natur gibt es auch in der Innenstadt: Meine Freunde, die Opossums


Vor den Toren Melbournes


Abgesehen davon hat Melbourne architektonisch viel mehr zu bieten, da viele Prachtbauten aus dem ausgehenden 19. Jhdt. noch erhalten sind. Eine Stadtrundführung muss man also mal gemacht haben. Und offizielle Grafitti-Straßen neben einem viktorianischen Prachtbau gibt es ebenfalls nur hier. Irgendwie kam es mir nach einer Woche hier schon vor, als würde ich hier wohnen.

Skyline Melbourne


In der Innenstadt


Offizielle Graffiti-Straße


Wo darf man sich schon mal in Parlamentsstühle setzen?! Im Parlament von Victoria


Also Leute, besucht mir Melbourne, denn ich liebe diese Stadt.

Resümee:
Sydney positiv: Wahnsinnig schöne Ausblicke, Strände und Natur genau vor der Haustür
Sydney negativ: Die Leute nicht ganz so entspannt wie anderswo in Australien
Melbourne positiv: Freundliche Leute, coole Atmosphäre, schönes Stadtbild
Melbourne negativ: Die Natur eben nicht GENAU vor der Haustür, aber mit Auto gibt es viel zu sehen

Ich sagte ja, „sowohl als auch“. Beide Städte sind umwerfend. Und Julia und Scott, most favourite Australians ever!!

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