Donnerstag, 14. September 2017
Reisebericht 9: Japan
Backpacking Japan

Über Japan zu schreiben fällt mir ehrlich gesagt nicht unbedingt leicht, denn es war einfach zu viel. Nicht in Japan, bitte nicht falsch verstehen, sondern eher der ständige Wechsel an Kulturen und Eindrücken. Nach 3 Wochen Indien, 9 Tagen Dubai und 10 Tagen Nepal fühlte ich mich in Japan überreist bzw. überreizt. Leider hatte ich das nicht auf dem Plan, dass zu viele Eindrücke und vor allem dieses ständige Anpassen an andere Kulturen auch mal zu einer gewissen Reisemüdigkeit führen können. Und das in Japan, ein so interessantes Land, um das mich viele im Vorfeld beneidet haben?! Man kann es leider nicht beeinflussen... Daher erste Lektion in Japan: Die Weltreise nicht vollpfropfen, sich auch mal Ruhe gönnen und manchmal ist weniger wirklich mehr. Mein Plan, das Land zu erkunden, war nicht realisierbar, das ist mir bereits ziemlich schnell klar geworden. Also, was macht man, wenn man die Schönheiten des Landes nicht mehr sehen kann oder will? Man bleibt in Tokio und versucht die Kultur so gut wie möglich hier zu erfahren. Zumindest kann man DAS Japan in Tokio kennenlernen, so wie es sich Europäer vorstellen: organisiert, kitschig und hochmodern. Alles schon ein wenig unwirklich hier. Wo findet man ein Igel-Café, also ein Café, in welchem man Igel streicheln kann, während man was trinkt oder isst (und es gibt hier auch einen Albino-Igel)? Oder wo kann man in einem Roboterrestaurant essen gehen? Wo überreicht die Kassiererin im Supermarkt den Kassenzettel schon mit einer Würde und einem Lächeln als bekäme man gerade den Nobelpreis überreicht? Wo kann man sich wie Mario oder Yoshi verkleiden, ein Kart mieten und durch die Straßen der Stadt heizen? Die Antwort heißt Tokio. Letzteres habe ich sehr gerne gemacht und man fühlt sich wie ein kleiner Star, wenn man an jeder Ampel, an der man halten muss, von hunderten Touristen fotografiert wird. Vor allem an der bei Touristen und Einheimischen beliebten Shibuya-Kreuzung, über die bei jeder Grünphase tausende von Leuten strömen. Diese haben wir mit unserem Mario-Kart-Führer gleich dreimal überquert. Für dieses Erlebnis habe ich sehr gerne meinen Führerschein auf Japanisch übersetzen lassen.

Wohooooo


Über der Shibuya-Kreuzung


Auf der Shibuya-Kreuzung


Leider durfte ich keine Bananen besorgen und auf die Straße schmeißen. Da spielt die Organisation in Japan wieder eine Rolle, denn Tokio ist für eine Millionenmetropole schon sehr leise und sauber. Manchmal kommt man sich wirklich vor als wäre man in Bad Rodach, da nach 22 Uhr kein Auto mehr auf den Straßen zu sehen ist, zumindest in manchen Vierteln. Meine Vergnügungstour durch Tokio führte mich nach dem Kartfahren weiter in diverse Karaoke-Bars und ins Disney-Land, was als Kind ein absoluter Traum von mir war. Einmal Disney-Land in Tokio… Wieso auch immer gerade Tokio?! Damals wusste ich wahrscheinlich noch nicht mal, dass es in Japan liegt. Und kommt schon, Karaoke gehört genauso zu einem gepflegten Tokio-Trip, wie Sushi, Manga und Reklametafeln… Apropos Reklametafeln. Die blinken besonders schön in Shinjuku bei Nacht. Shinjuku ist immer ein guter Tipp, wenn man mal so richtig über die Stränge schlagen will. Habe ich natürlich nieeee niemals gemacht. ;)

Beim Karaoke


Disney-Land Tokio


Shinjuku


Shinjuku


Shinjuku


Manga-Wand


Ohne Worte…


Japanische Spielhalle


Man könnte fast denken, man wäre woanders


Aber auch ein wenig echte Kultur konnte ich kennenlernen. Vor allem als ich alte Bekannte wiedertraf, die mir in Namibia über den Weg gelaufen waren. Seht ihr, dafür sind Reisen auch gut. Man gewinnt Freunde auf der ganzen Welt. Die beiden haben mich gleich in ihr Auto gepackt und gefühlt haben wir zweimal die komplette Stadt durchquert. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Tokio unfassbar groß ist. Auch wenn man auf die Municipality Towers steigt kann man das Ende der Stadt nur erahnen. Kaiserpalast, japanische Gärten oder das traditionelle Viertel Asakusa sind nur einige Sehenswürdigkeiten, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte.

Im japanischen Garten


Im Teehaus


Japanischer Garten


Mit traditionellem Hochzeitspaar


Kaiserpalast


Asakusa


Asakusa


Tokio von oben


Mit japanischem Fächer


Zudem war ich überaus dankbar, dass sich die beiden meiner angenommen haben, denn lustlos wie ich war, hätte ich wahrscheinlich noch nicht mal das gemacht. Außerdem kann man als Ausländer ganz schöne Probleme haben mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Das kann nicht alleine an den fehlenden Englischkenntnissen liegen, aber was es nun genau ist, ich weiß es nicht…
Also, mein Fazit: Tokio muss man gesehen haben und man kann auch so einiges erleben, aber Japan muss noch mehr zu bieten haben und das hat es sicherlich auch. Lasst euch von meinem doch etwas getrübten Blick auf dieses Land nicht täuschen, denn ich hatte denkbar schlechte Vorzeichen. Leider hat es diesmal nicht ganz gereicht, um mich vollends zu überzeugen. Es wird nochmal einen Einblick brauchen ;)

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Reisebericht 8: Nepal
Backpacking Nepal

Endlich ging es weiter nach Nepal, auf das ich mich im Vorfeld sehr gefreut hatte, denn Kultur, Leute und vor allem Natur versprachen nun wieder etwas interessanter zu werden. So steuerte mein Flieger Kathmandu an und bereits beim Anflug konnte ich Reisfelder, Hügel und grüne Landschaften sehen. Eigentlich nicht wirklich das, was ich von Nepal erwartet hatte. Doch erste Lektion: nicht ganz Nepal besteht aus Gebirge. Also verbrachte ich, bevor es in die Berge ging, ein paar Tage in der stark gebeutelten Hauptstadt Kathmandu. Warum stark gebeutelt? Wer sich gut in der jüngeren Geschichte auskennt, der kann sich vielleicht noch an das schwere Erdbeben von 2015 erinnern und an die Zerstörung, die es in Nepal angerichtet hatte. Leider ist das Land viel zu arm, um sein Weltkulturerbe wieder aufzubauen und somit hat die Stadt ein wenig von ihrer Ansehnlichkeit verloren. Dennoch gibt es große Bemühungen, die Stätten wieder aufzubauen und die noch intakten Tempel und Stupas haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. So machte ich mich auf die Stadt zu erkunden und irrte durch Trümmer von Tempel zu Tempel. Dabei erlebte ich mal wieder eine komplett andere Atmosphäre mit unglaublich freundlichen Leuten und einem Mix aus Buddhismus und Hinduismus, den es nur einmal auf dieser Welt gibt – und zwar in Nepal.

Beim Herumirren


So sieht es leider immer noch überall aus


Man siehe die Stützen, damit es nicht zusammenbricht


Nicht nur durch Trümmer, auch durch Müll. Indien lässt grüßen.


Ein Highlight hierbei war der Affentempel mit den buddhistischen/tibetischen Gebetsfähnchen und den Gebetsmühlen. Dazu herumrennende Affen und brennende Kerzen, exotischer kann ein Ort für Europäer wohl gar nicht mehr sein.

Affentempel


Mit den Gebetsmühlen


Kathmandu von oben


Nach 2 Tagen alleine in Kathmandu stieß der in Stuttgart lebende Travis zu mir und ab nun an reisten wir zu zweit durch dieses wunderschöne Land.

Travelbuddy Travis


Doch mussten wir uns immer wieder auf sintflutartige Wolkenbrüche gefasst machen, denn der Monsun war mittlerweile in der Region angekommen. Dieser Umstand sollte uns vor allem in den Bergen nochmal scharf über unsere Reiseplanungen nachdenken lassen. Aber erst einmal eins nach dem anderen. Zusammen wollten wir weiter nach Pokhara, die Stadt, in der viele der Bergsteiger ihre Himalaya-/Annapurna-Tour beginnen. Doch wie dorthin kommen? Travis wollte auf keinen Fall den Bus nehmen und so blieb nur noch ein Inlandsflug, das wohl zweite „Ich-Sterbe-Gleich“-Erlebnis nach dem Bungee-Sprung in Südafrika. Eigentlich war der Flug gar nicht so schlimm, aber Propellermaschinen jagen mir von Haus aus eine Heidenangst ein. Vor allem, wenn man weiß, dass hin und wieder mal eine Maschine verunglückt. Doch der Flug war schnell und ein Blick auf die Berge des Himalayas inklusive.

Das Monster und ich


Der Himalaya wie in der Vorstellung


Pokhara war dann nur eine Zwischenstation, doch hier trafen wir (nicht ganz zufällig) auf meinen alten Kumpel aus Bad Rodach, Christoph. Wie klein die Welt doch ist… Zusammen machten wir uns jeden Tag auf in die Pubs und die Restaurants im kleinen Örtchen am See. Vor allem das Krazy Gecko direkt am See mit Shisha und gutem mexikanischen Essen hat es uns angetan. Fast paradiesisch (Achtung: keine Übertreibung!)!

Krazy Gecko Pokhara mit Christoph und Travis


Ein Tag in Pokhara; nach einem Erdrutsch geht hier nix mehr – für mehrere Tage :D


Und dann ging es für Travis und mich endlich los in den Himalaya, ausgerüstet bis unters Kinn. Jedes einzelne Erlebnis auf dieser Tour zu beschreiben würde zu viel Platz in Anspruch nehmen, daher nur eine kurze Zusammenfassung. Die Tour dauerte 4 Tage und auch ohne Reiseführer ist sie sehr gut zu bewältigen und auf diese Weise vielleicht ein noch größeres Erlebnis. Die Orte auf der Tour erreicht man in einem Abstand von ca. 2 bis 3 Stunden und in jedem Ort, wenn auch nur aus 3 Häuschen bestehend, findet man warmes Essen und Übernachtungsmöglichkeiten. Aber man darf natürlich jetzt keine 3-Sterne-Menüs erwarten, sondern eher ein schlechteres Kantinenessen. So ging es für uns bis auf 3.200 m Höhe und bereits am zweiten Tag wanderten wir zu viert durch den Himalaya, denn wir hatten ein sehr sympathisches französisch-spanisches Pärchen in Form von Stéphane und Cristina getroffen.

Cristina und Stéphane


Bergdorf


Zusammen erlebten wir einen unvergesslichen Trip: Kartenspiele, Kaminabende, Blutegel, blutrünstige Hunde und MONSUN. Was das heißt?! Regen, Regen und nochmals Regen. Ein was Gutes hatte es, denn es störte uns nicht mehr durch knietiefe Flüsse zu waten. Es war eh alles schon pitschnass. Schade war allerdings, dass durch die Wolken und den Regen die Sicht auf die Umgebung komplett versperrt war. Aufgepasst: wir sahen nur einmal einen Berg für ca. 15 Minuten, das war’s. Eigentlich extrem bedauerlich, wenn man schon mal im Himalaya unterwegs ist… Na ja, Augen auf bei der Reiseplanung.

Der Eine


Man siehe die Wolken


Im Gebirge


Reisfelder


Aber zwei Erlebnisse möchte ich euch doch nicht vorenthalten, die es wohl nur zur Monsunzeit gibt. Zum ersten entstehen durch den ständigen Regen Wasserfälle und das überall (O-Ton Travis: „In Deutschland wandern wir 30 km, um so einen Wasserfall zu sehen und hier sieht man sie alle 100 m, fast schon „normal“!“ Stimmt!). Zum zweiten jagt der Wind die Wolken über die Berggipfel, sodass man die Wolken vor dem Auge vorbeiziehen sieht. Fast magisch (Achtung: keine Übertreibung!)!

Wasserfall


Wasserfall (zur Abwechslung mal)


Man zähle die Wasserfälle; Antwort: 6


Danke an meine 4 Reisebegleiter für einen unvergesslichen Trip und vor allem an Travis, der es wohl am meisten bedauerte zur Monsunzeit in Nepal zu sein! ;)

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