Donnerstag, 14. September 2017
Reisebericht 9: Japan
Backpacking Japan

Über Japan zu schreiben fällt mir ehrlich gesagt nicht unbedingt leicht, denn es war einfach zu viel. Nicht in Japan, bitte nicht falsch verstehen, sondern eher der ständige Wechsel an Kulturen und Eindrücken. Nach 3 Wochen Indien, 9 Tagen Dubai und 10 Tagen Nepal fühlte ich mich in Japan überreist bzw. überreizt. Leider hatte ich das nicht auf dem Plan, dass zu viele Eindrücke und vor allem dieses ständige Anpassen an andere Kulturen auch mal zu einer gewissen Reisemüdigkeit führen können. Und das in Japan, ein so interessantes Land, um das mich viele im Vorfeld beneidet haben?! Man kann es leider nicht beeinflussen... Daher erste Lektion in Japan: Die Weltreise nicht vollpfropfen, sich auch mal Ruhe gönnen und manchmal ist weniger wirklich mehr. Mein Plan, das Land zu erkunden, war nicht realisierbar, das ist mir bereits ziemlich schnell klar geworden. Also, was macht man, wenn man die Schönheiten des Landes nicht mehr sehen kann oder will? Man bleibt in Tokio und versucht die Kultur so gut wie möglich hier zu erfahren. Zumindest kann man DAS Japan in Tokio kennenlernen, so wie es sich Europäer vorstellen: organisiert, kitschig und hochmodern. Alles schon ein wenig unwirklich hier. Wo findet man ein Igel-Café, also ein Café, in welchem man Igel streicheln kann, während man was trinkt oder isst (und es gibt hier auch einen Albino-Igel)? Oder wo kann man in einem Roboterrestaurant essen gehen? Wo überreicht die Kassiererin im Supermarkt den Kassenzettel schon mit einer Würde und einem Lächeln als bekäme man gerade den Nobelpreis überreicht? Wo kann man sich wie Mario oder Yoshi verkleiden, ein Kart mieten und durch die Straßen der Stadt heizen? Die Antwort heißt Tokio. Letzteres habe ich sehr gerne gemacht und man fühlt sich wie ein kleiner Star, wenn man an jeder Ampel, an der man halten muss, von hunderten Touristen fotografiert wird. Vor allem an der bei Touristen und Einheimischen beliebten Shibuya-Kreuzung, über die bei jeder Grünphase tausende von Leuten strömen. Diese haben wir mit unserem Mario-Kart-Führer gleich dreimal überquert. Für dieses Erlebnis habe ich sehr gerne meinen Führerschein auf Japanisch übersetzen lassen.

Wohooooo


Über der Shibuya-Kreuzung


Auf der Shibuya-Kreuzung


Leider durfte ich keine Bananen besorgen und auf die Straße schmeißen. Da spielt die Organisation in Japan wieder eine Rolle, denn Tokio ist für eine Millionenmetropole schon sehr leise und sauber. Manchmal kommt man sich wirklich vor als wäre man in Bad Rodach, da nach 22 Uhr kein Auto mehr auf den Straßen zu sehen ist, zumindest in manchen Vierteln. Meine Vergnügungstour durch Tokio führte mich nach dem Kartfahren weiter in diverse Karaoke-Bars und ins Disney-Land, was als Kind ein absoluter Traum von mir war. Einmal Disney-Land in Tokio… Wieso auch immer gerade Tokio?! Damals wusste ich wahrscheinlich noch nicht mal, dass es in Japan liegt. Und kommt schon, Karaoke gehört genauso zu einem gepflegten Tokio-Trip, wie Sushi, Manga und Reklametafeln… Apropos Reklametafeln. Die blinken besonders schön in Shinjuku bei Nacht. Shinjuku ist immer ein guter Tipp, wenn man mal so richtig über die Stränge schlagen will. Habe ich natürlich nieeee niemals gemacht. ;)

Beim Karaoke


Disney-Land Tokio


Shinjuku


Shinjuku


Shinjuku


Manga-Wand


Ohne Worte…


Japanische Spielhalle


Man könnte fast denken, man wäre woanders


Aber auch ein wenig echte Kultur konnte ich kennenlernen. Vor allem als ich alte Bekannte wiedertraf, die mir in Namibia über den Weg gelaufen waren. Seht ihr, dafür sind Reisen auch gut. Man gewinnt Freunde auf der ganzen Welt. Die beiden haben mich gleich in ihr Auto gepackt und gefühlt haben wir zweimal die komplette Stadt durchquert. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Tokio unfassbar groß ist. Auch wenn man auf die Municipality Towers steigt kann man das Ende der Stadt nur erahnen. Kaiserpalast, japanische Gärten oder das traditionelle Viertel Asakusa sind nur einige Sehenswürdigkeiten, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte.

Im japanischen Garten


Im Teehaus


Japanischer Garten


Mit traditionellem Hochzeitspaar


Kaiserpalast


Asakusa


Asakusa


Tokio von oben


Mit japanischem Fächer


Zudem war ich überaus dankbar, dass sich die beiden meiner angenommen haben, denn lustlos wie ich war, hätte ich wahrscheinlich noch nicht mal das gemacht. Außerdem kann man als Ausländer ganz schöne Probleme haben mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Das kann nicht alleine an den fehlenden Englischkenntnissen liegen, aber was es nun genau ist, ich weiß es nicht…
Also, mein Fazit: Tokio muss man gesehen haben und man kann auch so einiges erleben, aber Japan muss noch mehr zu bieten haben und das hat es sicherlich auch. Lasst euch von meinem doch etwas getrübten Blick auf dieses Land nicht täuschen, denn ich hatte denkbar schlechte Vorzeichen. Leider hat es diesmal nicht ganz gereicht, um mich vollends zu überzeugen. Es wird nochmal einen Einblick brauchen ;)

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Reisebericht 8: Nepal
Backpacking Nepal

Endlich ging es weiter nach Nepal, auf das ich mich im Vorfeld sehr gefreut hatte, denn Kultur, Leute und vor allem Natur versprachen nun wieder etwas interessanter zu werden. So steuerte mein Flieger Kathmandu an und bereits beim Anflug konnte ich Reisfelder, Hügel und grüne Landschaften sehen. Eigentlich nicht wirklich das, was ich von Nepal erwartet hatte. Doch erste Lektion: nicht ganz Nepal besteht aus Gebirge. Also verbrachte ich, bevor es in die Berge ging, ein paar Tage in der stark gebeutelten Hauptstadt Kathmandu. Warum stark gebeutelt? Wer sich gut in der jüngeren Geschichte auskennt, der kann sich vielleicht noch an das schwere Erdbeben von 2015 erinnern und an die Zerstörung, die es in Nepal angerichtet hatte. Leider ist das Land viel zu arm, um sein Weltkulturerbe wieder aufzubauen und somit hat die Stadt ein wenig von ihrer Ansehnlichkeit verloren. Dennoch gibt es große Bemühungen, die Stätten wieder aufzubauen und die noch intakten Tempel und Stupas haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. So machte ich mich auf die Stadt zu erkunden und irrte durch Trümmer von Tempel zu Tempel. Dabei erlebte ich mal wieder eine komplett andere Atmosphäre mit unglaublich freundlichen Leuten und einem Mix aus Buddhismus und Hinduismus, den es nur einmal auf dieser Welt gibt – und zwar in Nepal.

Beim Herumirren


So sieht es leider immer noch überall aus


Man siehe die Stützen, damit es nicht zusammenbricht


Nicht nur durch Trümmer, auch durch Müll. Indien lässt grüßen.


Ein Highlight hierbei war der Affentempel mit den buddhistischen/tibetischen Gebetsfähnchen und den Gebetsmühlen. Dazu herumrennende Affen und brennende Kerzen, exotischer kann ein Ort für Europäer wohl gar nicht mehr sein.

Affentempel


Mit den Gebetsmühlen


Kathmandu von oben


Nach 2 Tagen alleine in Kathmandu stieß der in Stuttgart lebende Travis zu mir und ab nun an reisten wir zu zweit durch dieses wunderschöne Land.

Travelbuddy Travis


Doch mussten wir uns immer wieder auf sintflutartige Wolkenbrüche gefasst machen, denn der Monsun war mittlerweile in der Region angekommen. Dieser Umstand sollte uns vor allem in den Bergen nochmal scharf über unsere Reiseplanungen nachdenken lassen. Aber erst einmal eins nach dem anderen. Zusammen wollten wir weiter nach Pokhara, die Stadt, in der viele der Bergsteiger ihre Himalaya-/Annapurna-Tour beginnen. Doch wie dorthin kommen? Travis wollte auf keinen Fall den Bus nehmen und so blieb nur noch ein Inlandsflug, das wohl zweite „Ich-Sterbe-Gleich“-Erlebnis nach dem Bungee-Sprung in Südafrika. Eigentlich war der Flug gar nicht so schlimm, aber Propellermaschinen jagen mir von Haus aus eine Heidenangst ein. Vor allem, wenn man weiß, dass hin und wieder mal eine Maschine verunglückt. Doch der Flug war schnell und ein Blick auf die Berge des Himalayas inklusive.

Das Monster und ich


Der Himalaya wie in der Vorstellung


Pokhara war dann nur eine Zwischenstation, doch hier trafen wir (nicht ganz zufällig) auf meinen alten Kumpel aus Bad Rodach, Christoph. Wie klein die Welt doch ist… Zusammen machten wir uns jeden Tag auf in die Pubs und die Restaurants im kleinen Örtchen am See. Vor allem das Krazy Gecko direkt am See mit Shisha und gutem mexikanischen Essen hat es uns angetan. Fast paradiesisch (Achtung: keine Übertreibung!)!

Krazy Gecko Pokhara mit Christoph und Travis


Ein Tag in Pokhara; nach einem Erdrutsch geht hier nix mehr – für mehrere Tage :D


Und dann ging es für Travis und mich endlich los in den Himalaya, ausgerüstet bis unters Kinn. Jedes einzelne Erlebnis auf dieser Tour zu beschreiben würde zu viel Platz in Anspruch nehmen, daher nur eine kurze Zusammenfassung. Die Tour dauerte 4 Tage und auch ohne Reiseführer ist sie sehr gut zu bewältigen und auf diese Weise vielleicht ein noch größeres Erlebnis. Die Orte auf der Tour erreicht man in einem Abstand von ca. 2 bis 3 Stunden und in jedem Ort, wenn auch nur aus 3 Häuschen bestehend, findet man warmes Essen und Übernachtungsmöglichkeiten. Aber man darf natürlich jetzt keine 3-Sterne-Menüs erwarten, sondern eher ein schlechteres Kantinenessen. So ging es für uns bis auf 3.200 m Höhe und bereits am zweiten Tag wanderten wir zu viert durch den Himalaya, denn wir hatten ein sehr sympathisches französisch-spanisches Pärchen in Form von Stéphane und Cristina getroffen.

Cristina und Stéphane


Bergdorf


Zusammen erlebten wir einen unvergesslichen Trip: Kartenspiele, Kaminabende, Blutegel, blutrünstige Hunde und MONSUN. Was das heißt?! Regen, Regen und nochmals Regen. Ein was Gutes hatte es, denn es störte uns nicht mehr durch knietiefe Flüsse zu waten. Es war eh alles schon pitschnass. Schade war allerdings, dass durch die Wolken und den Regen die Sicht auf die Umgebung komplett versperrt war. Aufgepasst: wir sahen nur einmal einen Berg für ca. 15 Minuten, das war’s. Eigentlich extrem bedauerlich, wenn man schon mal im Himalaya unterwegs ist… Na ja, Augen auf bei der Reiseplanung.

Der Eine


Man siehe die Wolken


Im Gebirge


Reisfelder


Aber zwei Erlebnisse möchte ich euch doch nicht vorenthalten, die es wohl nur zur Monsunzeit gibt. Zum ersten entstehen durch den ständigen Regen Wasserfälle und das überall (O-Ton Travis: „In Deutschland wandern wir 30 km, um so einen Wasserfall zu sehen und hier sieht man sie alle 100 m, fast schon „normal“!“ Stimmt!). Zum zweiten jagt der Wind die Wolken über die Berggipfel, sodass man die Wolken vor dem Auge vorbeiziehen sieht. Fast magisch (Achtung: keine Übertreibung!)!

Wasserfall


Wasserfall (zur Abwechslung mal)


Man zähle die Wasserfälle; Antwort: 6


Danke an meine 4 Reisebegleiter für einen unvergesslichen Trip und vor allem an Travis, der es wohl am meisten bedauerte zur Monsunzeit in Nepal zu sein! ;)

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Freitag, 8. September 2017
Reisebericht 7: VAE
Backpacking VAE

Der eigentliche Plan auf der arabischen Halbinsel war folgender: 3 Tage Dubai, ab in den Oman für 5 Tage und dann nochmal fix in Abu-Dhabi vorbeigeschaut, doch da habe ich die Rechnung ohne 3 Faktoren gemacht, die meinen kompletten Reiseplan durcheinandergebracht hatten. Zum ersten war da die Sonne… Sonne?! Im Juni?! In Dubai?! Völlig unerwartet… Zum zweiten war da der Ramadan… Ramadan?! Im Juni?! In Dubai?! Völlig unerwartet… Zum dritten war da die doch etwas spärlich ausgebaute Infrastruktur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die mit Blick auf den Oman nicht sonderlich besser zu werden versprach, eher schlechter. Nun ja, die ganze Planung hat dann bereits nach dem zweiten Tag in Dubai ein jähes Ende gefunden. Wer hätte gedacht, dass ein Nachmittagsspaziergang bei 42°C (Sonne) ohne Wasser (Ramadan) mit Umwegen zum Strand (spärliche Infrastruktur vor allem AUCH für Fußgänger!!) zu einem Sonnenstich führt?! Anscheinend nicht ich… Die nächsten 2 Tage habe ich dann nur noch im Bett verbracht und der Reiseplan war gestorben. Man soll sich ja auch nicht überanstrengen und somit standen 9 Tage in Dubai auf meiner Reisebilanz.

Dubai… Ich habe ja nun schließlich eher notgedrungen einige Zeit in dieser Stadt verbracht und weiß nicht wie ich sie am besten beschreiben soll, aber irgendwie hat sie keine wirkliche Seele, keine Atmosphäre. Viele Leute aus aller Herren Länder versuchen hier ihr Glück und verdienen gutes Geld, tummeln sich zusammen mit Touristen in den großen Shopping-Malls mit teuren Geschäften und leben mehr nebeneinander als miteinander in dieser aus dem Boden gestampften Stadt. Sowieso, wenn man eines nicht wirklich sieht in Dubai sind es Einheimische.

Was man nicht alles so in den Shopping-Malls findet?!


Und apropos Geld machen, das versuchen wirklich viele ohne Plan und Verstand, aber auch hier liegt das Geld nicht unbedingt immer auf der Straße. Somit hatte ich in meinem Hostelroom einen doch etwas desillusionierten Inder sitzen, der nach einmonatigem Aufenthalt ohne Job wieder in seine Heimat reisen musste. Und Ali, mein spezieller Fall aus Düsseldorf, der mit 21 Jahren nach Dubai kommt, um ein Geschäft zu eröffnen, nämlich teure Autos an Araber für Spritztouren zu vermieten. Ein Plan mit einem großen Haken: schlechte Vorbereitung. Einheimische mieten sich nicht unbedingt diese Autos, sondern kaufen sie… Und wenn man einen anderen Touristen (nämlich mich) bei der Ankunft fragt, ob Frauen in den VAE überhaupt Auto fahren dürfen, nun ja… Aber auf jeden Fall ein netter Kerl. Viel Erfolg!

Alis Idee. Zugegeben, nicht seine...


Ich muss sagen, die angepeilten 3 Tage in Dubai hätten mehr als gereicht, denn ohne viel Geld hat man hier nicht wirklich was zu suchen. Außerdem hat Dubai jetzt neben dem Burj Khalifa und dem Burj Al-Arab (einziges inoffizielles 7-Serne-Hotel der Welt), nur noch ein Highlight: das kleine „ursprüngliche“ Dubai mit kleinen Basaren und historischen Gebäuden. Hier kann man sich noch wirklich wie im ursprünglichen Arabien fühlen und um seine Shisha und Gewürze feilschen, mit dem Wasserbus den Creek überqueren und Kebabs futtern. Mit Abstand der schönste Teil dieser modernen Bling-Bling-Stadt und mein absolutes Lieblingsziel an fast jedem Tag.

Burj Khalifa und ich


Burj Khalifa ohne mich


Burj Al-Arab und ich


Burj Al-Arab ohne mich


Alt und Neu


The Creek


The Creek


Im Basar


Die Bling-Bling-Stadt: Sheikh Zayed Road


Ansonsten ging es jeden Tag an den Strand, wo man sich bei über 40°C und gleicher gefühlter Wassertemperatur brutzeln ließ. Währenddessen versuchte man trotz Ramadan am Strand nicht zu verdursten. Hmm, blöd nur, dass ich am letzten Tag Dubai erfahren habe, dass es sehr wohl erlaubt war am Strand als Tourist zu trinken. Ein weiterer Fall von der in Dubai üblichen mangelnden Vorbereitung.

Am Strand


Am Strand


Es bleibt die Erfahrung des Ramadans bei heißem Wetter, des Reichtums (nur schauen, nicht anfassen!) und doch auch des ursprünglichen Arabiens. Und eines muss man Dubai lassen. Die Sonnenuntergänge sind fantastisch. Von daher ein ganz klares JEIN zu diesem Reiseziel.

Sonnenuntergang in Dubai


Hinter der Wand: Die Fressmeile in der Mall; Muslime müssen hier wegen Ramadan draußen bleiben


Noch eine witzige Geschichte zum Schluss… Ali hatte wohl mehr Probleme mit dem Ramadan und dem Nichttrinken wie andere. Man war seit 15 Minuten zusammen auf der Straße und der Durst meldete sich schon. Ali schaut links, schaut rechts, versteckt sich hinter einem Auto und trinkt, während ich Wache halte. Nicht mehr ganz so durstig taucht Ali wieder auf: „Man fühlt sich hier echt, als würde man sich hier hinter den Autos Heroin spritzen und nicht WASSER trinken.“ Na ja, Ramadan eben.

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Montag, 19. Juni 2017
Reisebericht 6: Indien Teil 2
Backpacking Indien

So, ich habe mich ein wenig gefangen und kann nun wieder geordneter über Indien schreiben, obwohl ich sagen muss, dass es die letzten 1,5 Wochen nochmal in sich hatten und die volle Ladung Indien noch auf mich warten sollte. Aber mehr dazu später…

Nachdem ich in Südafrika schon sehr viel Glück mit den Big Five hatte, dachte ich mir, dass eine Tiger-Safari in Indien bestimmt auch von Erfolg gekrönt sein müsste. Von daher Sachen gepackt und kurzerhand in den Nationalpark Ranthambore im Süden von Rajasthan gefahren. Es geht bestimmt noch mehr Dschungelbuch, aber für mich war das schon genau die Erfahrung, die ich mir vorgestellt und auch gewünscht hatte.
Eine Safari mit einer indischen Familie ist nicht sehr empfehlenswert, um möglichst viele Tiere zu sehen. Jeder, der schon mal in Indien war, weiß, dass Inder unglaublich laute Menschen sind, was Tiere nicht mal so sehr mögen - wer hätt's vermutet. Dennoch musste ich auf meinen Shir-Khan nicht verzichten. Und zudem gelernt: Balu ist das Wort für Bär auf Hindi ;) Also, wieder Erfolg auf ganzer Linie!

Im Dschungel


Balu


Shir-Khan


Pfauen, die Nationalvögel Indiens


Apropos laute Menschen. Man ist schon einigermaßen schlechter Laune, wenn man morgens um 4 Uhr geweckt wird, da der Zimmerkollege im Hostel meint, 2-stündige Telefonate führen zu müssen (und das habe ich nicht nur einmal erlebt). Aber wenn man genauer darüber nachdenkt ist das einfach ein kultureller Unterschied, wie ich ihn hier schon so oft erlebt habe. Denn wenn man mit einer Großfamilie in einem Raum aufwächst, ist man schon als Kleinkind gezwungen bei egal welcher Geräuschkulisse zu schlafen, denke ich. Von daher alles halb so wild. Verwunderlich ist es deshalb auch nicht, dass man ins Kino (schreiende) Kleinkinder mitnimmt, auch hier Telefonate führt und Lieder mitsingt und klatscht. Ich musste nicht nur einmal während des Films schmunzeln. Solche Geschichten habe ich nun tausendfach auf Lager. Übrigens, den Bollywood-Film ohne Untertitel komplett verstanden. Spricht nicht gerade für die Qualität des Films/Genres, oder?!

Als nächstes ging es weiter nach Agra, um das Taj Mahal zu sehen. Der Sonnenaufgang am Taj Mahal soll hierbei besonders schön sein. Das kann ich so leider nicht bestätigen und so freute ich mich umso mehr auf den Sonnenuntergang, den man am besten vom Methab Bagh Park aus sehen kann. Hierbei leuchtet das Taj je nach Licht im Rot der Sonne und man muss auch nur 200 Rupien für den Park zahlen, anstatt 1000 Rupien für die Taj-Mahal-Anlage. Das Gebäude an sich ist natürlich wahnsinnig beeindruckend, doch sonst gibt es absolut nichts in Agra zu sehen. Ein bisschen surreal ist, dass eines der neuen 7 Weltwunder inmitten von Slums liegt und man daher mal wieder Not neben extremem Reichtum erleben kann. Schon seltsam eine durchgestylte US-Amerikanerin in Markenklamotten zu sehen, wie sie sich den Weg durch die Slums zum Taj bahnt.

Das Ziel Vieler: Taj Mahal


Da darf ich natürlich nicht fehlen


Für die Gallerie. Man beachte die Spiegelung


Und dann ging es weiter nach Varanasi, Sehnsuchts- und Pilgerort aller Hindus und das indischste Indien, das ich erlebt habe. Wer es auf seiner Reise durch Indien verpasst, der hat Indien verpasst. Es ist kaum zu erklären und sehr sehr verrückt. Wer schon in Jerusalem war, der wird es am besten verstehen können, dennoch ist es ganz anders. Lasst mich am besten ein Bild beschreiben und ich hoffe, dass die Atmosphäre hierbei transportiert wird. Am Anfang des Reiseberichts Indien Teil 1 habe ich ein paar Worte in den Raum geworfen, wie Indien sein kann. Hier, an diesem Ort, in Varanasi, trifft es alles mit einer Intensität zusammen, dass man sich erst fangen und konzentrieren muss, um nicht ganz überwältigt zu werden. Man geht hinunter zum Ganges, dem heiligsten aller heiligen Flüsse, und trifft auf das Manikarnika Ghat (Ghat = Abschnitt am Ganges, meist mit Treppenstufen hinunter zum Fluss für die rituellen Waschungen). Das Manikarnika Ghat ist das sogenannte Burning Ghat, an welchem die Leichen gläubiger Hindus am Gangesufer verbrannt werden.

Die typischen Ghats


Ich stehe also nun am Ganges und blicke hinüber zum Ghat, wo gerade unter mantraartigen Sprüchen eine neue Leiche an den Ganges gebracht wird, um sie zu waschen. Währenddessen brennen bereits 3 tote Körper unter riesigen Holzhaufen. Der Qualm und der Geruch nach Verbranntem treiben mir die Tränen in die Augen. Viele Menschen stehen um mich herum, unterhalten sich und schauen den Verbrennungen zu, besonders auch viele Alte und Kranke, die nach Varanasi gekommen sind, um am heiligen Ort zu sterben. 20 Meter neben den rituellen Verbrennungen sehe ich Wasserbüffel, die sich zwischen den Kohlestückchen zum Abkühlen in den Ganges begeben haben. Am Ufer spielen 2 Hunde mit einem Schädel eines anderen Tieres und nagen das verbliebene Fleisch ab. Ich gehe ein paar Schritte und sehe Kinder im Ganges baden und plantschen, die Feuer noch in Sichtweite, den Geruch noch in der Nase. Alte Frauen stehen am Ufer und lassen sich für 20 Rupien von Barbieren den Kopf kahlscheren. Danach begeben sie sich zum Fluss und entlassen ein Schälchen geformt aus Blättern und Blüten mit einer Kerze und den besten Wünschen für sich und ihre Angehörigen in das Wasser. Daneben betet ein nackter Guru im Schneidersitz mit geschlossenen Augen. Ich versuche alles aufzusaugen und zu verstehen, doch es gelingt mir nicht. Die einzige Sache, die ich verstehe: Ich bin hier an einem geheiligten Ort, an einem spirituellen Ort. Die Energie, die diesen Platz am Ganges umgibt, ist tatsächlich spürbar, erlebbar. Danke Varanasi, danke Indien!

Einfach Varanasi. Man weiß nicht, wo man hinschauen soll


Sonnenaufgang in Varanasi mit Waschung. Sollte man gesehen haben


Solange es hilft... ;) Einfach alles ausblenden und rein


Mehr Waschungen an den Ghats


Auch die wollen sich von Sünden reinwaschen


Kahlschur


Mein Licht und ich. Auch ohne die Kahlschur meine Wünsche losgeworden


Mein Licht auf dem Ganges. Genaue Beobachter können Kohlestückchen rundherum erkennen


Die allabendliche Zeremonie für Ganges und Shiva. Mutet sehr archaisch an


Yoga in Indien muss sein


Weitere Eindrücke aus Varanasi


Weitere Eindrücke aus Varanasi


Nachtrag: Westliche Touristen, gewöhnungsbedürftig, sehr gewöhnungsbedürftig. Touristen: „Und wo warst du?“, ich: „Neu-Delhi, Varanasi, usw.“, Touristen: „Also nee, wir sind extra nicht nach Neu-Delhi gegangen, zu viel Chaos, zu warm, zu viele Leute. Wir waren im Norden und haben einen eher spirituellen Trip gemacht.“ Eine Bitte an euch, solltet ihr jemals nach Indien gehen: Indien ist viel und manchmal sehr schwer zu ertragen, aber auch das ist Indien. Verkriecht euch nicht nur im Norden auf der Suche nach euch selbst, ihr werdet das Land nicht kennenlernen. Indien ist nun mal oft warm, Chaos, Armut und besteht nicht nur aus den schönen ruhigen spirituellen Orten im Norden. Hier wohnen 1,3 Milliarden Menschen und ein Großteil von ihnen hat andere Sorgen im Alltag als sich selbst zu finden. Bitte vergesst das nicht und seid nicht ignorant. Schaut hin, lernt und agiert!

Ohne Worte


Und zum Schluss: Indische Hochzeit

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